Nur noch 10 Kilometer!

Was macht man an einem Feiertag, den man Zuhause in der Umzingelung eines Radrennens verbringen muss? Sich darüber ärgern oder Radrennen gucken.

Am 3. Oktober hat es uns in Gelmer mal wieder erwischt. Der Rundkurs des “Münsterland Giro” umzingelte den Ort und zwischen 9 und 13 Uhr war es unmöglich, mit dem Auto raus zu kommen. Zu Fuß und Fahrrad ging es, alle anderen Fahrzeuge mussten leider stehen bleiben. Also auch keine öffentlichen Verkehrsmittel. Drei Alternativen blieben uns: Zuhause bleiben, Spazieren gehen oder eine Radtour machen. Oder eben Radrennen gucken.

Ich machte mich gegen 12 Uhr auf die Socken, um zu sehen, ob ich zum Stall durchkomme. Leider wohnen meine Pferde und ich auf verschiedenen Seiten der Rennstrecke. Mit dem Auto zum Stall ging deshalb nicht. Aber das Wetter war ganz gut, deshalb nahm ich sowieso das E-Bike. Und wenn ich schon mal unterwegs war, konnte ich auch ein bisschen zuschauen.

Um diese Zeit waren die letzten Teilnehmer der “Jedermann”-Rennen auf dem Rückweg von ihrer 60, 100 oder 130 km-Schleife. Alle Rückwege führten durch Gelmer, dann nach Sprakel, Kinderhaus und dann ins Zentrum von Münster, ins Ziel. Es gab kein richtiges “Feld”, in mehr oder weniger großen Abständen kamen Teilnehmer einzeln oder in kleinen Gruppen vorbei. Manche sahen aus wie normale Rad-Touris, andere durchaus sehr professionell. Aber die Klamotte alleine machts ja nicht.

Einen kurzen Moment lang erhaschte ich einen Gesprächsfetzen zwischen zwei sehr professionell ausgerüsteten Radlern. Also Rennrad, Helm und hautenge Wurstpelle. Der Voranfahrende sah recht drahtig und sportlich aus. Dahinter fuhr, etwas kleiner und weniger drahtig, entweder ein moppeliger Teenager oder eine moppelige Frau. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber es stöhnte und schnaufte beträchtlich. Und die sportlichere Begleitung feuerte ihn oder sie an: “Nur noch 10 Kilometer, dann sind wir da!”

Nach diesen beiden kamen nicht mehr viele und die Streckenposten hoben die Sperrung für zwei Stunden auf. Zwischendurch war schon ein großer SUV vorbeigefahren, den ich für das Schlussfahrzeug gehalten hatte. War es aber nicht. Es war ein Anwohner, der wohl die Nerven verloren hatte und über eine Grünfläche und eine Bushaltestelle gefahren war, um auf die gesperrte Straße zu kommen. Das entnahm ich der aufgeregten Unterhaltung zweier Streckenposten. Oder wie heißt die korrekte weibliche Form dieser Tätigkeit?

Gegen 15 Uhr – meine Pferde hatte ich inzwischen besucht – wurde noch mal alles abgesperrt. Da waren die Profis auf dem Weg nach Münster und hatten schon ca. 190 km hinter sich. Dennoch trafen sie im großen Pulk ein und waren wahnsinnig schnell vorbei gerauscht. Da merkte man schon der Unterschied zu den Amateuren. Später las ich noch in den Medien, dass es für die Profis an diesem Tag schon extrem kalt gewesen war und alle gefroren hatten. Und dass es kurz vor dem Ziel noch eine Karambolage mit Stürzen gegeben hatte und hinterher fast eine Schlägerei zwischen den Beteiligten. Aha, Radprofis sind also auch nur Menschen.

Auch wenn ich mich an diesem Feiertag mit dem Radrenn-Zeugs ganz gut unterhalten habe, bin ich doch ganz froh, dass die Streckenführung jährlich wechselt. Wir sind nur so aller zwei, drei Jahre betroffen und ganz sicher haben wir im nächsten Jahr an diesen Feiertag wirklich frei. Bis nächstes Mal also 🙂

2 thoughts on “Nur noch 10 Kilometer!

  1. Wir haben hier jedes Jahr die berühmte Andalusien-Rundfahrt. Nur ein mal habe ich es mir angeschaut. Da wartet man stundenlang am Straßenrand auf die Radfahrer – dann rasen sie in einem Affentempo vorbei – dann ist es vorbei.

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