Im Frühtau die Zwerge

„Im Frühtau die Zwerge, sie zieh’n, fallera…“

Wenn eine untergroße Pferdehalterin im Morgennebel einen Schleppring über die Weide zieht und die Pferde leise grinsend zuschauen, dann singt in ihrem – also meinem – Kopf ein kleiner Otto mit Zwergenmütze die „Frühtau“-Parodie.

Jaaaaaa, auch SO kann man ins Wochenende starten…

Ich wollte das schöne warme Herbstwetter der letzten Tage unbedingt noch nutzen und einen Teil meiner Weidefläche nachsähen, auf dem sich der Weißklee derartig ausgebreitet hatte, dass dort wirklich nichts anderes mehr wuchs. Nur noch Klee zu fressen, vor allem diese ganz winzigen Pflänzchen auf den stark beweideten Flächen, das kann für Pferde sehr ungesund werden.

Deshalb hatte ich kurzentschlossen einen Sack kleefreie Weidenachsaat gekauft und das Saatgut noch schnell auf die betreffenden Flächen befördert. Da lagen die Grassamen nun – oben auf den winzigen Kleeblättern. Dort würden sie aber sicherlich weder keimen noch anwurzeln, ich musste sie irgendwie unter den Klee befördern. Anfangs versuchte ich es mit einer Rasenharke, das funktionierte super, würde aber endlos lange dauern, so ca. bis Weihnachten.

Deshalb nutzte ich am Samstagmorgen nun eine alte Eisenfelge, die mal zu einem hölzernen Wagenrad gehört hatte, als Schleppring, den ich über den nachgesäten Flächen zog. Das Ding war als Zuglast überraschend schwer, ich schaffte es gerade so, es auf dem unebenen Wiesenboden hinter mir her zu ziehen. Rückwarts ging es am besten, da konnte ich besser sehen, wo ich schon langgezogen war und wo ich noch mal drüber striegeln musste. Und ich konnte sehen, dass meine Pferde mir amüsiert zuschauten: „Was macht SIE eigentlich da??“ Sich fragen, ob man nicht kurzfristig eines der beiden Rösslein noch einfahren könnte…

Nein, natürlich nicht, brav schleppte ich meinen Weidestriegel selber über die Wiese. Nachdem der kleine Otto in meinem Kopf aufgehört hatte, alberne Lieder zu singen, wurde es sogar eine sehr meditative Tätigkeit, bei der auch gleich die Idee zu dieser Geschichte und auch noch ein paar mehr entstanden. Aber die gibt es natürlich erst, wenn die Geschichten auch geschrieben sind.

Und sollte das blöde Gras jetzt nicht wachsen, weil der Boden zu verdichtet ist und erst hätte gelockert werden müssen – was ich aber in diesem Herbst nicht mehr geschafft hätte – dann gibt es im nächsten Frühjahr noch mal einen neuen Anlauf. Dann aber mit Vorbereitung mittels Vertikutierer und dann wird nicht mehr meditiert, sondern eine Menge Lärm und Gestank gemacht – ich brauche dann ja was mit Benzinmotor. Aber vielleicht geht es ja auch ohne und das neue Gras wächst mit einem ganz sanften OMMM…